Unsere Tri-Athleten Katrin und Thomas starteten bei der Challenge Roth

  14.07.2025
Katrin Güntzschel und Thomas Selter waren bei der diesjährigen Challenge Roth mittendrin statt nur dabei

Am Sonntag, 06. Juli 2025, fand im mittelfränkischen Roth der weltgrößte Langdistanz-Triathlon, die „Challenge Roth“, statt. Über mehrere Monate hatten sich Katrin und Thomas intensiv auf diese ultimative Herausforderung vorbereitet: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und ein Marathon waren zu absolvieren. 

Im folgenden Bericht schildern beide unabhängig ihre individuellen Erlebnisse: 

Die Erfahrungen von Katrin: 
2024 kam ich durch einen Kollegen dazu, einmal Triathlon auszuprobieren. In Waiblingen startete die Schnupperdistanz und wurde in Tübingen zur Sprint- und in Frankfurt zur Olympischen Distanz erweitert. Bis dato war ich noch nie weiter als 40 km Rad gefahren; Schwimmen und Laufen waren auch ohne großes Training machbar. Ende 2024 machte ich bei einem Gewinnspiel auf Instagram mit und gewann tatsächlich den Startplatz für die Challenge Roth. 
Ab da hieß es trainieren, was das Zeug hält. So ganz unvorbereitet wollte ich ja auch nicht da antreten. Dankenswerterweise erhielt ich ein Training von Dani, der mich zunächst für meine erste Mitteldistanz im Mai 2025 und dann für die Langdistanz bei der Challenge fit machte. Von November bis Juni waren es 106 Kilometer schwimmen, 1.840 km Rad fahren mit 8.000 Höhenmetern und 1.000 km laufen. 
Mein Start bei der Challenge war um 08:15 Uhr, Startgruppe 20 (die letzte vor den Staffelteilnehmern). Als Zielzeit hatte ich mir eigentlich 14:59 Stunden vorgenommen: also Hauptsache irgendwie vor der Cut-off-Zeit von 15 Stunden ankommen.
Der Schwimmstart erfolgte direkt im Wasser, bis dahin völliges Neuland für mich. Klappte aber gut und auch das Schwimmen an sich, den Kanal hoch und wieder runter, war nicht schwierig von der Orientierung her. Auch das Neoverbot kam mir, als Wechselzonen-Trödlerin, sehr entgegen: spart es doch Zeit beim Umziehen. Ein paar Startgruppen konnte ich tatsächlich überholen, bis ich dann kurz vor dem letzten Wendepunkt noch in ein kleines Gerangel um den besten Schwimmausstieg kam. Nach 1:24 Stunden waren die 3,8 km schwimmen geschafft und es ging in die Wechselzone. Das ging Dank der Helfer alles recht zügig. Allerdings stand mein Rad am anderen Ende und ich hatte noch ein paar Zusatzmeter zu laufen. 
Nun kam meine Angstdisziplin: Rad fahren. Was da alles schief gehen kann, hatte ich bei der Mitteldistanz im Mai erlebt. Aber diesmal lief alles glatt, alle Sorgen lösten sich auf. Die Technik, das Material und sogar mein Körper machten mit auf dieser 180 km langen Radstrecke. Die erste 90 km lange Runde war super! Die Menschen am Straßenrand, die Strecke, die Berge, vor denen ich so Angst hatte (vielleicht muss ich absteigen und schieben …) entpuppten sich als gar nicht so heftig und somit machbar. Meine Laune stieg. Ab Kilometer 120 holten mich aber die Einsamkeit, die Schmerzen und der Wind ein. Jetzt nur irgendwie durchkommen! Das Zeitpolster schmolz und der Druck, es vor der Cut-off-Zeit in die 2. Wechselzone zu schaffen, stieg. 
Die Frage war dann tatsächlich: Muss ich das Ding schon nach dem Radfahren beenden? Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, noch einen Marathon zu laufen. Ich hätte noch Zeit bis 23:15 Uhr, aber wollte ich das? Eigentlich nicht. Mein Kopf und Körper einigten sich darauf, es wenigstens zu probieren und bis zum ersten Laufverpflegungspunkt bei Kilometer 2,5 zu laufen. Tja, diese Entscheidung wurde mir dann bei der Einfahrt in die Wechselzone nach 7:45 Stunden Rad fahren abgenommen. Cut off um 12 Minuten verpasst - damit war der Wettkampf für mich an diesem Punkt direkt beendet.
Gleich war eine Helferin mit meinem Wechselbeutel bei mir und tröstete mich, denn ein paar Tränchen kullerten. Ich glaube aber, es war die Erleichterung, nicht noch auf die Laufstrecke zu müssen. 

Trotz allem bin ich stolz und glücklich, mich dieser Herausforderung gestellt zu haben. Ich habe trainiert, ich habe mich an die Startlinie getraut und hab es weit geschafft!  Irgendwann bring ich das Ding zu Ende! Aber jetzt ist erstmal der Fokus auf der Mitteldistanz.

So erlebte es Thomas
Für mich war es die zweite Teilnahme bei der Challenge Roth. Vor zehn Jahren absolvierte ich hier meinen ersten Langdistanz Triathlon. Mit nun 70 Jahren sollte es mein letzter Start auf einer Langdistanz werden. 
Mein Training hierfür habe ich Ende Dezember 2024 begonnen. Ich bin intensiv Rad gefahren. Im Winter auf der Rolle und bin ausgiebig gelaufen. Das Schwimmtraining habe ich dieses Mal bewusst etwas vernachlässigt. Zur Vorbereitung bin ich 27 Kilometer geschwommen, 6.310 Kilometer mit über 60.000 Höhenmeter Rad gefahren und 601 Kilometer meist im flachen Terrain gelaufen. 
Mein Schwimmstart war um 06.50 Uhr. Gleich nach den Profimännern und -frauen mit dem Ironman Weltmeister von 2023 Sam Laidlow und der amtierenden Weltmeisterin Laura Philipp, die das Rennen am Ende auch gewannen. Wegen dem 25,3 Grad warmen Wassers im Main-Donau-Kanal wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Challenge Roth ein Neoprenverbot für die Profis und die Altersklassen verhängt. Weil die 65-jährigen und älteren Starterinnen und Starter als erste Altersklasse starteten, wurde ich in der Folge beim Schwimmen und später beim Radfahren und laufen meist überholt. Ich versuchte, mir darüber keinen Kopf zu machen und vor allem, mich nicht dazu verleiten zu lassen, gleich am Anfang zu überziehen. Nach einer Stunde und 42 Minuten verließ ich am Schwimmausstieg den Kanal und lief in die erste Wechselzone. Das Besondere in den beiden Wechselzonen in Roth ist, dass hier auf jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer eine Helferin oder Helfer zukommt, der den Wechselbeutel leert und beim Wechsel behilflich ist. Zudem erhält jeder Athlet freundliche und aufmunternde Worte, bevor die nächste Disziplin in Angriff genommen wird. 
Mit meinen Radklamotten lief ich zu meinem Zeitfahrrad, stieg vorschriftsmäßig nach der Aufstiegslinie auf und nahm die 180 Kilometer lange Radstrecke unter die Räder. Zwei Radrunden im schönen Landkreis Roth gesäumt von zigtausend Zuschauerinnen und Zuschauer lagen vor mir. Es war ein hügeliger Kurs mit einem längeren Anstieg bei der Stadt Greding und anschließender rasanter Abfahrt bis zu dem Hotspot auf den alle Triathletinnen und Triathleten, besonders in der ersten Runde, hin fiebern, dem legendären Solarer Berg. Er beginnt mit einer 90 Grad Rechtskurve und dem Blick auf unzählige Zuschauerinnen und Zuschauer, die in Mehrfachreihung an der Rampe stehen. Zunächst noch hinter Absperrgittern, dann aber hautnah rechts und links, mit einer Schulterbreiten Furt für die Athletinnen und Athleten. Ohrenbetäubend die Anfeuerungsrufe. Es ist das mittelfränkische Alpe d´Huez des Radsports. Ich muss gestehen, ich hatte plötzlich Tränen in den Augen, als ich da hochfahren durfte. Oben angekommen, völlig fertig, weil fast jeder sein Leistungsvermögen überstrapaziert, wird es wieder ruhig, aber immer noch stehen unzählige Motivatorinnen und Motivatoren am Straßenrand, die einen anfeuern.  Als ich nach der ersten Radrunde auf meine Triathlon Uhr schaute, war ich sehr zufrieden, ich bin über die ersten 90 Kilometer einen Schnitt von knapp über 30 Stundenkilometer gefahren. Das hatte ich so nicht erwartet. In Eckersmühlen bog ich dann in die zweite Radrunde ein. Jetzt kam plötzlich Wind auf. Nicht sonderlich stark, aber ich merkte deutlich, dass er mir entgegenblies. Nun durfte ich alles noch einmal genießen und einige wenige Konkurrenten tatsächlich auch mal überholen.  Am Solarer Berg war es merklich ruhiger als auf der ersten Runde, denn die Profis waren alle schon beim Laufen. Diejenigen Zuschauerinnen und Zuschauer, die noch vor Ort waren, haben mich aber dann doch noch einmal motiviert den Solarer Berg hochfliegen lassen. In Eckersmühlen ging es jetzt nicht mehr in die Linkskurve auf eine weitere Runde, sondern ich durfte geradeaus acht Kilometer Richtung Rad Ziel fahren, das ich mit einer Rad Zeit über 180 Kilometer in sechs Stunden und fünf Minuten und einem Schnitt von knapp unter 30 Stundenkilometer erreichte. Dort galt es vor der Linie vom Rad zu steigen, um keine Zeitstrafe zu riskieren. Freundliche Helferinnen und Helfer nahmen den Athleten das Rad ab und man musste es nicht selbst in die Wechselzone schieben. Auch ein besonderer Athletenservice in Roth. 
Als ich noch in meinen Radschuhen in die zweite Wechselzone lief, machte eine Helferin auf sich aufmerksam. Sie hatte bereits meinen blau-weißen Wechselbeutel Rad-Laufen in den Händen und ging mit mir ins Wechselzelt. Auch hier wurde mir wieder geholfen, von den Rad- in die Laufschuhe zu steigen, meine Laufmütze aufzusetzen und meine Notgels zu verstauen. Apropos Verpflegung. Diese war umfangreich. Sowohl auf der Radstrecke, alle 17 Kilometer, als auch auf der Laufstrecke, alle 2,5 Kilometer gab es Wasser, Iso und Cola, sowie Bananen, Energieriegel und Energiegels in ausreichender Menge, immer mit einem freundlichen Lächeln überreicht. Dafür konnte man sich nur mehrmals bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass 7.500 Menschen einen ganzen langen Tag opfern, um an der Strecke zu helfen. Für diese vielen Helferinnen und Helfer veranstaltet der Organisator am Tag danach ein großes Helferfest, mit dem Dank an die freundlichen Helferinnen und Helfer für ihre nicht leichten Aufgaben. 
Die ersten Laufkilometer liefen, wie erwartet, gut. Es ging zunächst durch Roth, hinunter an den Main-Donau-Kanal, gesäumt von vielen Zuschauerinnen und Zuschauer. Am Kanal angekommen, ging es einige Kilometer nach rechts bis zu einem Wendepunkt und dann in einer langen Geraden am Kanal entlang bis zu einem weiteren Wendepunkt und wieder zurück. Hier war es ungewohnt ruhig. Kaum Zuschauer, nur Konkurrenten, die einem mehr oder weniger entspannt entgegenliefen. Nach rund acht Kilometer Laufstrecke am Kanal rief mir Dani zu, ich sähe richtig gut aus, ob ich denn schon Radgefahren wäre. Ich antwortete, dass ich mir nicht sicher sei, ob das auf dem Rückweg am Kanal immer noch so sei. Und ich sollte leider Recht behalten. Dennoch, vielen Dank Dani und Kirsten für eure Unterstützung und eure motivierenden Anfeuerungen. Ich kann euch sagen, es hat mir sehr geholfen.  Als ich diese, für mich mental schwierig zu verarbeitende Laufstrecke nach 25 Kilometer Richtung Roth verlassen durfte und wieder Anfeuerungsrufe vernahm, erhielt ich wieder neuen Schwung. Unglücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt aber auch mit Krämpfen in den Oberschenkeln zu kämpfen, die mich immer mal wieder zu Gehpausen zwangen. Nur, es erlaubten mir immer wieder etliche Zuschauerinnen und Zuschauer nicht zu gehen, sie forderten mich auf zu laufen, weil ich doch noch so gut aussehen würde. Ich war davon beeindruckt und begann immer wieder trotz Schmerzen in den Beinen eine längere Strecke zu laufen. Es war mir aber auch bewusst, ich muss nach 32 Kilometer noch hinauf nach Büchenbach. Fünf Kilometer hoch und wieder runter. Nicht besonders steil, aber stetig ansteigend. Auf diesem Streckenabschnitt war ich, als immer mal wieder Gehender, nicht mehr allein. Ich muss gestehen, es tat mir gut zu sehen, dass es nicht nur mir zu diesem späten Zeitpunkt schlecht ging. Kurz vor Büchenbach standen Lotta und Schorsch von meinem Triathlonverein, Trainer und Betreiber der Plattform Mission Triathlon am Streckenrand und feuerten mich an, alles zu geben. Und ich tat es. Ich lief wieder, den Hügel hoch. Das Dorf Büchenbach war ein weiteres Stimmungsnest. Ich vermute, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner rufend an der Strecke standen. Mit schnellen Schritten flog ich durch den kleinen Ort. Jetzt war mir klar, es geht tendenziell nur noch runter und ins Ziel sind es noch acht lässige Kilometer. Jetzt war ich mir sicher, dass ich die Herausforderung einer Triathlon Langdistanz zum sechsten Mal schaffen werde. Ich wollte locker und entspannt bis ins Ziel laufen, um nicht noch einen Oberschenkelkrampf zu riskieren. Doch es kam wie so oft anders. Drei Kilometer vor dem Ziel standen meine Schwägerin, mein Bruder und meine Frau Ellen. Diese rief mir zu, ich solle mich beeilen, der aktuell Viertplazierte sei nur sechs Minuten hinter mir. Wie so oft hörte ich auf meine Frau und begann mein Lauftempo merklich anzuziehen. Es galt den Podiumsplatz der Altersklasse M70 zu verteidigen. Jetzt erlebte ich erneut, was der Kopf bewirken kann. Er kann den Unterschied zwischen Podium oder kein Podium ausmachen. Die letzten drei Kilometer lief ich plötzlich gefühlt wie die ersten drei. Und es hat gereicht. Meine Marathonzeit trotz Gehpausen war fünf Stunden und 15 Minuten. 
Die letzten Meter im Stadion des Home of Triathlon waren gigantisch. Eine vollbesetzte Tribüne, unzählige Hände, die ich abklatschte und immer wieder Anerkennung für meine Leistung von diesen fantastischen Menschen. Ich bin im Ziel und es geht mir gut. Ich bekomme eine große Medaille umgehängt. In der anschließenden Zielverpflegung ging ein für mich großartiger Triathlontag nach 13 Stunden 13 Minuten und 51 Sekunden zu Ende. Die Siegerehrung am nächsten Tag habe ich gemeinsam mit meinem Bruder genossen. 
Dies war vorläufig meine letzte Langdistanz im Triathlon. Ob ich auf diese in der höheren Altersklasse M75 noch einmal zurückkehre, steht in den Sternen. Ganz sicher werde ich mich aber in den nächsten fünf Jahren im Triathlon den unteren Distanzen bis zur Mitteldistanz widmen und dort versuchen, noch einmal auf einer Siegertreppe in der Altersklasse M70 zu stehen. 

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