Transylvania Ultra Traillauf

  12.06.2023
Kata & Bernd auf den Spuren von Graf Dracula

Einen etwas außergewöhnlichen Lauf haben sich Katalin Siklodi und Bernd Göhner vom Lichtenwalder Lauftreff ausgesucht: den Transylvania Traillauf in den Südkarpaten in Rumänien. Im kleinen Ort Bran, dessen eindrucksvolles Schloss an Dracula-Filme erinnert und deshalb viele Touristen anzieht, ging es am 27. Mai für Kata schon um 5 Uhr los auf die 80 km Strecke. Bernd startete 2 Stunden später, er hatte sich "nur" die 50 km vorgenommen. Der Start erfolgte direkt unterhalb des Schlosses im Park. Beim 50 km-Lauf waren etwa 350 Leute am Start, bei 80 km Lauf nur 83, die meisten aus Rumänien, aber auch einige Deutsche, Engländer, Spanier, insgesamt 33 verschiedene Nationen waren vertreten.
Gleich vom Start an ging es eigentlich nur bergauf, erst durch Wiesen, dann Wälder, dann niedrige Kiefernbüsche. Auf den ersten 10 km waren schon über 1.400 m zu bewältigen. Schneefelder wurden gequert und die vom Veranstalter dringend empfohlenen Schneeketten unter die Schuhe geschnallt, bevor es das erste Mal wieder bergab ging. Und dann auch gleich 500 Meter wieder runter, teilweise fast kletternd oder auf matschigen Wegen, zum Ceckpoint Malaiesti, wo auch einer der gut ausgestatteten Verpflegungspunkte war. Frisch gestärkt ging es ab dem VP in ein breites Seitental, sanft bergauf, wunderschöne Landschaft, allerdings waren da buchstäblich noch einige Hindernisse zu überwinden. Das schöne Tal wurde schmaler und steiler, ab ca. km 13 lag eine durchgehende Schneedecke, das Tal wurde zur Rinne und es wurde steiler und steiler. Für die nächste Stunde waren durchgehend die Schneeketten im Einsatz, die Stöcke versanken immer wieder tief im Schnee, die Wolken hüllten uns ein und der Wind pfiff bei Temperaturen von 2°C mit bis zu 50 km/h, leider aus der falschen Richtung. Man kam sich eher vor wie beim Anstieg auf einer Skitour. Aber die Schneelage war in diesem Jahr wohl außergewöhnlich reichlich.
Ab km 15 wurde der Anstieg etwas flacher, aber es waren immer noch 2 km und 150 Hm bis zum Omu, der mit 2.507 m den höchsten Punkt der Strecke bildete. Von oben leider keinerlei Fernsicht auf den Nationalpark Bucegi, den wir nun durchquerten. Etwa 11 km weit ging es um die 1.000 m runter, aber reines Genusslaufen war das nicht. Die Abstiege verliefen teils im Fels, sodass absolute Aufmerksamkeit und Trittsicherheit allzeit gefordert war, die steilen Wege gingen mächtig in die Oberschenkel.
Bei km 27 zweigt die 80 km-Strecke von der 50er ab und führt in einem großen Bogen um den Bolboci Stausee und zur Ortschaft Moieciu de Sus, sammelt dabei zusätzliche Höhenmeter und natürlich die 30 km mehr. Ab km 35 sind beide Strecken wieder identisch.

Am Nachmittag wurde es plötzlich finster und es hagelte und goss wie aus Kübeln. Bernd stand da glücklicherweise gerade an einem Verpflegungspunkt und konnte dort unterm Pavillon das Schlimmste abwarten. Kata wurde auf freier Strecke von Regen und heftigem Graupel überrascht. Mit Regenjacke ging es anschließend noch eine Weile bei leichtem Regen weiter, bevor sich die Sonne wieder durchsetzte. Die Strecke war dadurch aber noch mehr aufgeweicht, als vorher schon. Einzelne Passagen waren extrem rutschig und man sah viele Läufer mit braunem Hosenboden.
Die letzten 10 km führten uns nochmal ca. 1.000 m runter, sehr steile Abschnitte, dann auch kurz mal wieder hoch. Man spürte schon, dass da ein mächtiger Muskelkater in den Oberschenkeln im Anmarsch war. Die Landschaft wurde wieder milder, grasende Kühe, die auf der Weide von Hand gemolken wurden. Dann erste Häuser, Schloss Bran kommt in Sicht, ein letzter Bogen in den Schlosspark, das Ziel! Nach 11:53:23 Stunden bekam Bernd seine Medaille um den Hals gehängt. 51 km und 3.320 Höhenmeter standen auf der Laufuhr.

Für Kata ging der Spaß natürlich noch deutlich länger. Die 80 km-Strecke musste wegen einer Bärenmutter, die an der Strecke gesehen wurde, in einem Abschnitt abgeändert werden. So kamen bei ihr nochmal 2 km obendrauf. Zudem gab es in den Bergen nachts nochmals einen heftigen Regenschauer, die Wegmarkierungen waren schlecht zu sehen. Aber auch Kata hat sich dadurch nicht aus dem Tritt bringen lassen, um 2:39 Uhr kam sie nach 21:39:12 Stunden glücklich ins Ziel, nach 82 km und 4.910 Höhenmetern!

Ein sehr schöner, aber auch harter Lauf, der eine Reise nach Rumänien allemal wert ist!

erstellt von Bernd Göhner

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