Transalpine Run (TAR) 2024
Der Transalpine-Run wird seit 2005 ausgetragen und führt jährlich einmal in sieben Tagen auf wechselnden Routen und spektakulären Trails über den Alpen-Hauptkamm von Deutschland aus über Österreich, die Schweiz bis nach Italien.
Der TAR 2024 verlief von Garmisch-Partenkirchen aus über die Etappenorte Nassereith, Imst, See, Ischgl, Samnaun und Nauders bis zum Zielort am Reschensee in Südtirol und war mit einer Gesamtlänge von 272 Kilometern und 17.000 positiven Höhenmetern ausgeschrieben. Dieser Streckenverlauf wurde im Vorfeld vom Veranstalter als einer der härtesten und spektakulärsten in seiner 19-jährigen Geschichte angekündigt – und wurde diesem Ruf in diesem Jahr auch vollauf gerecht. Spektakuläre Trails, grandiose Landschaften, ultrasteile Downhills, Helmpflicht auf einigen Etappen, dazu Hitze, Regen, Kälte und Schnee – der TAR 2024 forderte den Läuferinnen und Läufern alles ab.
Das Herzstück des TAR ist das Teamevent, wobei ein Team aus 2 Läufern besteht. Das Reglement schreibt vor, dass die Teampartner an den Kontrollpunkten nie weiter als 2 Minuten Abstand zueinander haben dürfen. Man muss seinen Teampartner praktisch permanent im Blick haben. Am Start waren 172 Teams mit Läuferinnen und Läufern aus über 20 Nationen. Dazu gesellten sich sogenannte 214 Solo-Läufer/innen, die für sich alleine unterwegs waren. Im Durchschnitt mussten auf einer Etappe ca. 40 km und 2.400 hm positive Höhenmeter zurückgelegt werden. Vom LIWA-LaufTreff stellten sich Daniel Guggenmos, Karlheinz Dravec und Leander Schade dieser extremen Herausforderung.
Kalle und Dani traten nach 2021 bereits zum zweiten Mal als gemeinsames Team an. Während es für Kalle schon die insgesamt vierte Teilnahme war, sollte es für Leander und seinen Teampartner Andrè Kabelitz, aus Ostfildern, die erste Teilnahme und auch der erste Etappenlauf überhaupt sein.
Der Start der 1. Etappe von Garmisch-Partenkirchen nach Nassereith mit 45 km und über 2.500 hm erfolgte bei Traumwetter. Die Zugspitze erleuchtete in der aufgehenden Sonne und sorgte für eine erwartungsvolle Stimmung unter den Athleten. Nach zunächst recht flachen Kilometern in Richtung Grainau sorgten im weiteren Verlauf technisch anforderungsvolle Trails, die Sicht auf mehrere Bergseen und gleich zwei Abschnitte mit Helmpflicht für einen spektakulären Auftakt.
Die 2. Etappe führte von Nassereith über den Simmering und Zwölferkopf nach Imst. Mit 31 km und nur knapp 2.000 hm war es ursprünglich als kürzeste Etappe vorgesehen. Danach sorgte der Wetterumschwung für zusätzliche Extreme.
Die 3. Etappe von Imst nach See war als sogenannte Königsetappe mit über 50 km und 3.200 hm geplant. Durch den Wetterumschwung und Temperatursturz von fast 30 Grad bis auf den Gefrierpunkt herunter wurde die Strecke von der Rennleitung auf relativ gut laufbare 47 km und 3.000 hm entschärft.
Letztlich wurde die 4. Etappe von See nach Ischgl als Königsetappe gewertet. Am Ende zwar nur mit etwas über 40 km und guten 2.800 hm, doch sowohl wettertechnisch als auch von der Strecke her der extremste Tag. Es begann an zu schneien, es war sehr windig, kalt, nass, matschig und das Gelände auf allen Wegen sehr rutschig. Die Sturzgefahr war hoch. Die normalen Laufwege waren gefüllt mit Wasser und wurden teilweise zu reißenden Bächen. Der Hochnebel sorgte zudem für eine eingeschränkte Sichtweite. Der komplette Kontrast zur ersten Etappe. Da war alles dabei und brachte zahlreiche Teilnehmer an ihre physischen und vor allem auch mentalen Grenzen. Auch die beiden LIWA-Teams blieben dabei nicht ganz sturzfrei, jedoch jeweils an unkritischen Stellen und ohne nachwirkenden Verletzungen. Es ging für alle weiter. Nur das Material litt etwas stärker. Sowohl Leander als auch Kalle zertrümmerten einen ihrer Stöcke. Das passiert und man ist darauf vorbereitet. Ersatz für den nächsten Tag war vorhanden. Beim Zieleinlauf in Imst wurde die vier wieder von wohltuenden Sonnenstrahlen belohnt. Es war Bergfest, die Hälfte der Strecke und Etappen war geschafft. Von der Platzierung her lagen Kalle/Dani zu diesem Zeitpunkt auf dem 15. Rang, Leander/Andrè auf dem 17. Rang in der Senior Master Men Wertung (zusammen zwischen 80 – 100 Jahre alt).
Während der 5. Etappe von Ischgl nach Samnaun in die Schweiz wurden die Läuferinnen und Läufer nochmal mit weiß-blauem Himmel und Sonnenschein belohnt. Eine wohltuende Strecke, die aufgrund der enormen Belastung der Vortage auch um einen kleinen Anstieg verkürzt wurde. Am Ende durften hier 32 km und 2.300 hm in die immer härter werdenden Waden eingebucht werden. Die Laune stieg wieder. Doch noch am selben Abend schaltete das Wetter komplett in den Wintermodus.
Aufgrund absinkender Schneefallgrenze auf 1.500 Meter, wurde schon der Start am nächsten Tag von Samnaun weiter hinunter ins Tal verlegt. Der Tag begann mit einem 45 minütigen Bustransfer. Die neue Strecke wurde ebenso entschärft. Wann sollte nur auf max. 2.200 m.ü.N.N. kommen. Im verbliebenen Teilnehmerfeld machte sich spürbar eine Erkältungswelle breit. Es wehte ständig ein saukalter Wind, aber glücklicherweise blieb es bei nur leichtem Schneefall. Diese 6. Etappe irgendwie zu Ende bringen war das Motto des Tages. Nach 35 km mit 2.000 hm und gut 6 Stunden Laufzeit war man in Nauders angekommen. Jetzt noch eine einzige Etappe. Das geht auf alle Fälle noch.
Die 7. Etappe fand dann tatsächlich im Winterwonderland statt. Freitag, der 13. September 2024, Schneefall bis auf unter 1.500 Meter. Egal, die Emotionen des greifbaren gewordenen Ziels entfachten im Feld ausreichend Feuer, um die Bedingungen wegzulächeln. Diese letzte Etappe sollte jeder der noch im Feld ist auch schaffen. Die Stimmung unter den Läufern, aber auch den Organisatoren und allen Helfern war auf dem Höhepunkt. Nur noch 22 km und 2.000 hm bis zum Reschensee in Italien und der TAR 2024 war geschafft. Die letzten Kräfte wurden mobilisiert. An den Verpflegungspunkten wurde passend zum Wetter „Last Christmas“ gespielt. Am höchsten Punkt der Strecke wurde jeder einzelne vom Renndirektor persönlich empfangen und für die Leistung beglückwünscht. Die letzten Kilometer ein Genuss. Die letzten Meter lief man mit Blick auf den Kirchturm im Reschensee um schließlich gemeinsam als Team über die Ziellinie zu laufen. Für alle Teilnehmer ein großer persönlicher Erfolg und ein sehr emotionaler Moment.
Am Ende, nach 250 Kilometern und über 15.000 Höhenmetern, durften sich 420 von insgesamt 558 gestarteten Läuferinnen und Läufer stolze Finisher des Transalpine Run nennen.
Mit einer Gesamtlaufzeit von 48:58:49 Stunden feierte das Team Dravec/Guggenmos einen herausragenden 10. Platz in der Senior Master Men Wertung. Schade/Kabelitz waren 55:25:52 Stunden unterwegs und platzierten sich direkt dahinter auf Rang 11 in derselben Kategorie.
Von den 171 ins Rennen gestartete 2er-Teams schafften es am Ende nur 107 gemeinsam über die Ziellinie am Reschensee zu laufen. Das entspricht einer Finisherquote von lediglich 60%. Daran erkennt man, wie herausfordernd es in diesem Jahr war.
Was bleibt ist unendlicher Stolz, die Erinnerungen an eine Woche voller Höhen und Tiefen, jeder Menge Emotionen sowie Grenzerfahrungen im körperlichen und mentalen Bereich. Und letztlich die Bilder einer fantastischen Landschaft.