Tour de Tirol - 3 Trails innerhalb 3 Tagen

  25.10.2021

Die kleine Gemeinde Söll in Tirol, gleich hinter Kufstein gelegen, hat zwar nur 3.500 Einwohner, wird aber einmal im Jahr zum Gastgeber für eines der schönsten Laufsportereignisse in Österreich: der Tour de Tirol. Ein Wochenende lang gilt es dabei unterschiedliche Strecke zu bewältigen. Ein 10 km Lauf, ein Marathon und ein 23 km Lauf. Alle Läufe starten und enden im Ortskern von Söll auf dem extra ausgerollten roten Teppich. Für den Liwa-Lauftreff ging Bernd Göhner an den Start. 
Freitag 17:00 Uhr ging es los mit einer Runde um den Ort Söll, die 3 x durchlaufen werden muss und insgesamt ca. 300 Höhenmeter hat. Bernd hat sich von den anderen Läufern mitziehen lassen und ist den Lauf eigentlich viel zu schnell angegangen. Zwischendrin hat er sich immer wieder gefragt, ob das gut gehen kann, schließlich kommen ja noch 2 Läufe. Aber entlang der Strecke wurden die Läufer von den Zuschauern immer wieder angefeuert, das macht Energie frei. Beim Zieleinlauf standen 49:57,5 Minuten auf der Uhr, eine sehr zufrieden stellende Zeit.

 

Am Samstagmorgen war es mit 5°C recht frisch, aber es war Kaiserwetter angesagt. Schließlich stand ja auch der Kaisermarathon an, 42,2 km und 2.345 Höhenmeter. Der Lauf beginnt recht gemächlich auf schönen Wegen mit herrlichen Aussichten auf die Bergwelt. Erst ab km 15 geht es dann richtig in die Höhe; bis km 24 sind etwa 1.000 m Aufstieg zu bewältigen. Auf der Tanzbodenalm bei etwa km 24 läuft man durch den Gastraum der Alm hindurch und über die Terrasse wieder hinaus. Eine ziemliche Gaudi, die Gäste jubeln den Läuferinnen und Läufern zu, das motiviert. Ab etwa km 26 kann man in der Ferne schon das Ziel des Tages erkennen, die Bergstation auf dem Hohen Salven. Natürlich geht es dazwischen noch mal weit runter und man darf einen riesigen Bogen laufen bis zum Hexenwasser. Dann wird der Berg fast einmal umrundet, es geht stetig hoch, aber immer wieder zwischendrin auch ein gutes Stück wieder runter. 
Bernd hatte sich kein Zeitziel gesetzt, aber so bei km 38 - es ging gerade wieder runter - kam der Gedanke auf, dass es vielleicht noch unter 6 Stunden reichen könnte. Aber dann ging es wieder hoch, eine Skipiste, im Winter schwarze Abfahrt, Pace teils 20 Minuten pro km. Dann wieder runter, Gas geben, was halt nach der Strecke noch geht. Letzter Verpflegungspunkt 2 km vor dem Ziel, der war aber auch nötig. Noch mal Cola. Das steilste Stück kommt erst kurz vor dem Ziel: zwischen km 40 und km 42,2 sind nochmals ca. 250 Hm zu bewältigen. So steil, gehen war angesagt. Die Uhr läuft. Kurz vor der Bergstation der Hohen Salve noch mal laufen. Dann 200 m vor dem Ziel eine höllisch steile Rampe, wer hat sich das ausgedacht? Noch mal alle Kräfte mobilisieren, mit den Händen die Beine runterdrücken. Links und rechts stehen Leute Spalier und feuern einen an. Letzte Schritte, die Matte mit der Zeitnahme, und schon hat einem die junge Dame die Medaille umgehängt. Es hat gereicht, 5:58:58! Wahnsinn! 
Oben wurde es in den nassen Klamotten ziemlich schnell sehr kalt. Aber ein Finisherbier (alkoholfrei) und eine Brezel waren drin. Auch die grandiose Aussicht auf angeblich 70 Dreitausender musste genossen werden. Dann ging es mit der Seilbahn wieder ins Tal.

Am Sonntag stand zum Abschluss noch der Pölven-Trail an. Der 23 km-Lauf hat ca. 1.200 Höhenmeter und ist durch ständiges Auf und Ab richtig hart. Von den Anforderungen steht er dem Kaisermarathon nicht nach, das Gelände ist eher anspruchsvoller, da viele Trailpassagen zu laufen sind. So richtig beginnt der Lauf eigentlich erst bei km 13, wenn es auf 3 km Länge heftige 400 m hoch geht auf das Juffinger Jöchl. Davor ist man zwar umgerechnet schon 4 mal den Schurwald von Reichenbach nach Lichtenwald rauf und wieder runter gelaufen, aber dann kommt´s eben heftig. Oft geht der Blick nach oben, boah, da müssen wir noch rauf! Quer durch einen Steinbruch - der Maschinenpark stand in Reih und Glied - ein kleiner Schotterhaufen mit 1 m Höhe war dort als freundliche Schikane vor dem Verpflegungsstand zusammen geschoben. Tolle Stimmung und Anfeuerung für die Läuferinnen und Läufer. Nach dem Jöchl geht es sehr steil auf anspruchsvollen Trails runter Richtung Ziel in Söll, nur noch 5 km. Natürlich hat Bernd unterwegs mal wieder auf die Uhr geschaut. Ob das wohl unter 3 Stunden noch zu machen ist? Seine Pace bergab lag bei bis zu 3:30 Minuten pro km, er hat noch mal richtig Gas gegeben. Aber es hat für die 3 Stunden nicht ganz gereicht, da war er 5 Minuten darüber.

Insgesamt hat Bernd die Läufe mit 75 km Länge und zusammen fast 4.000 Höhenmetern aber mit 9:54:30 Stunden noch unter 10 Stunden gemeistert, ohne Sturz und ohne Verletzung. Das ist schon mal der größte Gewinn. Ein wunderbares Lauferlebnis, traumhafte Landschaft, große Gastfreundschaft und Begeisterung der Einheimischen für den Lauf, sehr internationale Teilnehmerschaft, alte Bekannte getroffen und neue Lauffreunde gewonnen. Was will man mehr?

erstellt von Bernd Göhner

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