Projekt LIWA-Lauftandem - Laufen mit blinden uns seheingeschränkten Menschen

  08.12.2021

Blinden und seheingeschränkten Menschen die Freude am Laufen zu ermöglich, dass war die gemeinsame Mission der Schulungsteilnehmer beim „LIWA-Lauftandem“ am vergangenen Samstag. Neun Lichtenwalder-Lauftreffmitglieder waren ins Bürgerzentrum gekommen, um sich als Führungsläufer für blinde oder seheingeschränkte Sportbegeisterte ausbilden zu lassen. Zwei stark seheingeschränkte Laufinteressierte waren ebenfalls dabei und berichteten von ihren bisherigen Erfahrungen.
Extra für die Schulung aus Thüringen angereist waren Juliana Löffler und ihr blinder Mann Hans-Reinhard Hupe. Die beiden sind die Gründer des Guide Netzwerks Deutschland und haben es sich zum Ziel gemacht, deutschlandweit seheingeschränkte und blinde Läufer mit geschulten, sehenden Laufguides zusammenzubringen. Das Netzwerk wurde in diesem Frühjahr gegründet und steckt noch in den Kinderschuhen. Umso größer war die Freude über die rege Teilnahme in Lichtenwald und das Interesse der LIWA-Läufer*innen sich hier auf einem völlig neuen Gebiet auszuprobieren und weiterzuentwickeln.
Während es draußen in Strömen regnete, konzentrierten sich die Schulungsteilnehmer zunächst auf Theorieunterricht im Trockenen. „Eigentlich ist es nicht viel was man für einen Lauf mit einem Blinden benötigt: einen Führbändel, dass die Hände/Unterarme des Teams verbindet, eine leuchtend gelbe Weste mit der Aufschrift „Guide“, die im Straßenverkehr von weitem Aufmerksamkeit einfordert und zuletzt die richtigen Kommandos“ sagt Juliana Löffler.

Da sich der blinde Läufer völlig auf die Anweisungen seines Partners verlassen muss, ist es wichtig die Kommandos vor dem Lauf abzustimmen. So wird häufig die Uhrzeit als Orientierung verwendet. Dabei ist die Blickrichtung des blinden Läufers immer auf 12 Uhr gerichtet. Anstatt also eine Kurve mit „links“ anzukündigen wird die Uhrzeit „neun Uhr“ verwendet. In eine Rechtskurve geht es auf „drei Uhr“ und auf „fünf Uhr“ geht es in eine spitze Rechtskurve. Auch alle Hindernisse wie Bordsteine oder Pfützen, Untergrundwechsel oder Steigungen müssen rechtzeitig angekündigt werden. Entgegenkommende Autos, Fußgänger oder Fahrradfahrer sind ebenfalls potenzielle Hindernisse und müssen angesagt werden.
Wichtig ist es auch den Größenunterschied zu seinem blinden Läufer zu bedenken, sonst hat dieser schnell mal ein paar Äste im Gesicht, erklärt Hans-Reinhard Hupe lächelnd. Er und seine Frau laufen schon seit 18 Jahren gemeinsam im Tandem, nachdem er im Erwachsenenalter nach und nach erblindete.

Nachdem die Theorie saß, ging es raus zum Praxisteil der Schulung. Der Regen hatte zum Glück nachgelassen und die Teilnehmer statteten sich mit Westen und Schlafmaske aus, jeder Läufer machte an diesem Tag einmal selbst die Erfahrung mit verbundenen Augen zu laufen. Deutlich langsamer und unsicherer als üblich, ziehen die Läufer mit ihren Guides los und verlassen sich dabei auf alle Kommandos und Ankündigungen. Auch die beiden seheingeschränkten Teilnehmer laufen ihre Runden mit den frisch ausgebildeten Guides.
Zurück im Bürgerzentrum werden die gemachten Erfahrungen mit Begeisterung ausgetauscht und Pläne geschmiedet, wie das „Lauftandem“ im LIWA-Lauftreff integriert werden kann. In einem waren sich alle Teilnehmer sofort einig: „Die Gründung des Guide Netzwerk Deutschlands ist eine tolle Aktion, die der LIWA-Lauftreff gerne unterstützen möchte, um gemeinsam so viele blinde und seheingeschränkte Läuferinnen und Läufer auf die Laufstrecken zu bringen wie möglich.“ Denn Laufen macht glücklich und Glückverdoppelt sich, indem man es teilt.

Informationen zum Guide Netzwerk Deutschland gibt es unter folgendem Link: www.guidenetzwerkdeutschland.de oder telefonisch unter 0152/02887978.

Qellen: Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Katja Eisenhardt, Esslinger Zeitung

erstellt von Tami Lutz

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