Heißes Trailrunning Wochenende im Allgäu

  09.08.2020

Am vergangen Wochenende hätte unter normalen Umständen der Allgäu Panorama Marathon, kurz APM, stattgefunden. Leider ist auch dieser wegen der aktuellen Pandemie Zeit abgesagt worden.
Für viele der LIWA-Läufer*innen zählt diese Veranstaltung zu den schönsten im Jahr und deshalb hatten sich die meisten bereits früh für einen der dort angebotenen Strecken angemeldet.

Da viele bereits Unterkünfte gebucht hatten, kam gleich nach der Absage des Events der Gedanke unter den Ultra-Läufern auf, das Wochenende trotzdem wie geplant im Allgäu zu verbringen und den Lauf eben als gemeinsame Trainingseinheit durchzuziehen.

Mit dem Wissen, dass es einer der heißesten Tage des Jahres werden wird, starteten die sieben Jungs Armin, Gunther, Kalle, Klaus, Oli, Walter, Wolfgang um 5:30 Uhr am Freizeitbad Wonnemar in Sonthofen auf die 70 Kilometer lange und mit 3.000 Höhenmetern gespickten Ultra-Trail durch das Kleinwalsertal. Kurzfristig der Laufgruppe angeschlossen hatte sich noch eine bekannte Läuferin aus dem oberen Filstal, die dieselben Pläne verfolgte, sodass man zu Acht unterwegs war.  Die Hälfte der Teilnehmer war bisher noch nie eine solch lange Distanz und auch nicht die Anzahl an Höhenmetern an einem Stück gelaufen. Auch die Trailrunning Erfahrung war nur bedingt vorhanden. Daher wurde von Beginn an die Option vereinbart jederzeit auch aussteigen zu können.   Die Strecke führt von  Sonthofen aus über die Hörnergruppe bis Riezlern ins Kleinwalsertal. Von dort zurück vorbei an der Bergstation der Söllereckbahn, hinüber zum Freibergsee, weiter bis nach Oberstdorf, an der Skisprung-Arena vorbei und zum Schluss noch mal hoch über den Sonnenkopf zurück nach Sonthofen. Die Läufer erwartet dabei ein ständiges auf und ab mit  atemberaubenden Panoramen der Bergewelt. Die Sonne erwachte schnell an diesem Tag und heizte der Laufgruppe wie erwartet schon zu einem frühen Zeitpunkt ganz gut ein. Auf den welligen Abschnitten und in den anspruchsvollen Single-Trails war höchste Konzentration gefordert.  Da es ja keine organisierten Verpflegungspunkte gab, musste man die Nahrungs- und Flüssigkeitsbedarfe soweit es ging mit sich führen. Natürlich nutze man unterwegs jede noch so kleine Quelle an Bergwasser um sich zu erfrischen. Am einen oder anderen Trog musste man sich eben auch mal hinter  Weidekühen anstellen, bis man ans Wasser ran kam. Nachdem man nach gut 6 Stunden in Riezlern die Hälfte der Runde geschafft hatte, nutze man erstmals auch eine Alpe um sich kurz zu erholen, mal etwas länger im Schatten zu verweilen und auch andere Getränke als Wasser zu sich zu nehmen.

Bevor es wieder los ging wurde nochmal kräftig Sonnencreme auf den freien Körperflächen verteilt. Dann wieder die Rucksäcke aufgeschnallt, die Stöcke in die Hände und hinauf auf den nächsten kräftezehrenden Anstieg.  Mittlerweile waren auch zahlreiche Wanderer und Moutainbiker auf den Wegen unterwegs. So mancher rieb sich dabei verwundert die Augen, als er sieben grün gekleidete Männchen wie an einer Perlenschnur gezogen in der prallen Hitze den Berg hinauf hecheln sah.  Das nächste Etappenziel war die Skisprungarena in Oberstdorf. Unterwegs gab es nochmal einen Rast am Freibergsee Haus, wo es lange Warteschlangen für alle gab, die im kühlen See baden wollten. Die Truppe war so durchschwitzt, dass sie den Salzanteil im Wasser vermutlich auf Meeresniveau gebracht hätten. Also gönnte man sich nur kurz nochmal eine kühle Gertänkerunde und weiter gings. In Oberstdorf wurde nochmal der physische und psychische aller Läufer abgecheckt, denn auf den nächsten 20 Kilometern waren nochmal 1.000 Höhenmeter hoch und auch wieder hinunter zu bewältigen.  Die verbleibende Laufzeit wurde auf weitere 4-5 Stunden geschätzt und nur die wenigsten hatten bis dahin ausreichend Trailrunning Erfahrung und Streckenkenntnisse um einschätzen zu können was da noch auf einen zukommen würde. Aber solche Trainingsläufe mit der Unterstützung von erfahrenden Läufern, sind auch mal ganz gut dazu geeignet die eigenen Grenzen auszuloten. Und so entschlossen sich alle Acht, die Reise gemeinsam fortzusetzen. So erreichte man dann auch gemeinsamen 10 Stunden und 55 Kilometern die Alpe Gaishorn. Hier entschlossen sich Angelika und Walter den Lauf abzubrechen und direkt ins Tal hinab zu laufen. Vernünftiger Weiße, denn der folgende Aufstieg hinauf auf den Sonnenkopf würde nochmal alle Sinne und Kräfte fordern und die Temperaturen lagen immer noch bei über 30 Grad. Die anderen Fünf aber wollten sich das Brett noch geben. Doch diesen Anstieg musste dann jeder für sich selbst in Angriff nehmen und dabei seinen eigenen Schweinehund bekämpfen, man traf sich dann wieder oben am Gipfelkreuz.
Oben angekommen wurde natürlich ein Gipfelfoto gemacht. Ob es jetzt freudiges Lächeln oder eher schmerzverzehrende Mundwinkel waren, kann man leider nicht mehr ganz nachvollziehen.
Die letzten 10 km ging es teilweise nochmal halsbrecherisch bergab. Jetzt hatte der eine oder andere dann doch auch mit Krämpfen und harten Oberschenkeln zu kämpfen. Entsprechend vorsichtig und langsam ließ man es dann nach unten rollen. Nach insgesamt 13:15 Stunden lief man dann wieder in Sonthofen  auf dem Parkplatz des Wonnemars ein und wurde von Angelika, Walter, den Partnerinnen und anderen Begleitern fröhlich empfangen. Glückwunsch und Respekt im Besonderen an Klaus und Wolfgang, für die es ein neuer persönlicher Rekordlauf in Sache Distanz, Höhenmeter und Laufzeit war.

Nach der persönlichen Erstversorgung kehrte auch schnell wieder das Lächeln in die Gesichter, der Stolz überwog die Erschöpfung und man so traf man sich schon nur 1,5 Stunden später wieder gemeinsam in einem Gasthof in der Ortsmitte, wo der ereignisreiche Tag einen gebührenden Abschluss fand. Wie gesagt, alles nur Training….

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