Gondo-Marathon (Schweiz)

  16.08.2022

Manchmal bilden schreckliche Ereignisse auch den Nährboden für gute Entwicklungen. So ist es beim Gondo-Marathon, der in diesem Jahr zum 20. Mal ausgetragen wurde. Das kleine schweizer Grenzdorf Gondo, auf der Südseite des Simplons an der Grenze zu Italien gelegen, wurde am 14. Oktober 2000 von einem gewaltigen Erdrutsch verschüttet und zweigeteilt. Dabei verloren 13 Menschen ihr Leben. Im Jahr 2003 wurde das erste Gondo-Event unter dem Motto "Gondo soll wieder leben" veranstaltet und brachte wieder Menschen ins Dorf. Das Konzept hat offenbar funktioniert. Heute ist die Dorfmitte wieder aufgebaut, es gibt es wieder ein Hotel und ein Café, welche nicht nur zum Marathon-Wochenende gefragt sind.

 

Vom Liwa-Lauftreff haben sich 3 Läufer für die Königsdisziplin des Laufwochenendes in der ersten Juliwoche entschieden, den Doppelmarathon. Das bedeutet am Samstag und Sonntag zusammen 84 km und 4.200 Höhenmeter. Bernhard Bucher, Rolf Schwarz und Bernd Göhner standen am Samstag um 8:00 Uhr an der Startlinie, verstärkt durch die 3 Asse - Doppelaxel und Andi - sowie Katharina aus Konstanz und einem UTMB-Veteranen.
Durch die enge Gondoschlucht ging es hinauf auf den Simplonpass. Die Strecke war sehr abwechslungsreich, führte sogar durch eine alte Festung aus Kriegstagen. In den ca. 300 m langen Stollen hieß es Kopf einziehen, denn unter den an der Decke verlaufenden Leitungen war vielleicht noch 1,8 m Höhe frei.Das Zeitlimit von 4 Stunden bis auf den Simplonpass schafften alle 3 Liwa-Läufer problemlos. Bei Berni traten da aber massive Knieschmerzen auf, weshalb er sich entschied den Lauf auf dem Pass nach etwa der Hälfte der Strecke abzubrechen.

 

Für Rolf und Bernd ging es dann noch weiter hinauf auf den Bistinenpass auf 2.418 m üNN, wo auch der höchstgelegene Verpflegungspunkt erreicht wurde. Wetter und Laufbedingungen waren zu der Zeit ideal und eigentlich ging es jetzt nur noch bergab. Leider hüllten sich die nahe gelegenen 4.000er Gipfel in Wolken, aber die Aussicht war trotzdem atemberaubend. Auf angenehmen Wegen ging durch das Nanztal abwärts, weidende Kühe brachten Abwechslung und wohltuende Gelassenheit ins Läuferfeld. Aber auch bei Rolf machten sich gesundheitliche Beschwerden breit und nach etwa 30 km entschied er sich an einem Verpflegungspunkt fürs Aufhören. Bernd hatte da schon den Blick ins Rhonetal nach Brig, das Etappenziel des ersten Tages. Durch die Saltinaschlucht ging es hinab bis auf den Stadtplatz nach Brig. Der letzte Kilometer führte trotz inzwischen 30°C mit Gänsehautfeeling durch das Stockalperschloss und die Fußgängerzone, vorbei an applaudierenden Gästen der Gartenwirtschaften.

Am Sonntag entschieden sich Berni und Rolf gegen einen erneuten Start und unterstützten lieber Bernd bei seinem Lauf von Brig nach Gondo. Start und Ziel waren quasi vertauscht, die Strecke war aber weitgehend eine andere, das Höhenprofil deutlich anspruchsvoller. Von Ried-Brig ging es bis km 18 wellenartig nach oben bis zum höchsten Punkt der Strecke auf dem Simplonpass. Immer wieder waren Rolf und Berni an der Strecke und feuerten Bernd an, das tat gut. Vom Pass geht es bis zum Ort Gabi bei km 29 schöne 800 m runter, nur um dann gleich wieder mit heftigem Anstieg 650 m bis zum Furggusattel bei km 32 aufzusteigen. Da war nichts mit Laufen, sondern voller Stockeinsatz erforderlich. Vom Sattel ging es auf schönen Trails abwärts. Abschnittsweise war die Strecke aber derart steil, dass selbst abwärts kein Laufen möglich war, man konnte einfach nicht mehr bremsen. Ab dem Ort Zwischenbergen bei km 35 wurde es flacher, aber ein anderes Thema kam auf: wie soll ich jemals im Tal ankommen, wenn es dauernd wieder bergauf geht? Erst ab km 39 ging es dann tatsächlich nur noch abwärts, die steile Felswand oberhalb von Gondo zeigte das Ende des Laufs an. Kurz vor dem Ziel stand noch Berni an der Strecke für letzte Fotos, bevor Bernd nach insgesamt 14:44 Stunden auch den 2. Marathon abschließen konnte.

Zu erwähnen ist noch, dass von 78 Startern beim Doppelmarathon nur 60 ins Ziel gekommen sind. Auch von den 3 Assen hat da nur eins gestochen. Trotzdem ein sehr schönes Laufevent, klein, familiär, anspruchsvoll und sehr empfehlenswert!

erstellt von Bernd Göhner

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