Ein 60er zum 60er – Kalle`s „Lebenslauf“ an der Fils entlang!
Unmittelbar vor dem Ende meines 60. Lebensjahres habe ich mir meinen heimlichen Wunsch dazu selbst erfüllt und bin das heimatliche Flüsschen „Fils“ vom Ursprung bis nach Hause in Reichenbach an der Fils abgelaufen. Die Fils-Ursprung liegt bei Wiesensteig am Rande der Schwäbischen Alb. Die Mündung erfolgt ca. 65 Kilometer später in den Neckar bei Plochingen.
Mein Wohnort Reichenbach ist der vorletzte Ort in Flussabwärts Richtung und liegt ziemlich genau diese angestrebten 60 Kilometer entfernt von der Quelle. Was liegt dem Gedanken eines leidenschaftlichen Läufers näher als zu seinem 60. Geburtstag genau diese Strecke von der Quelle bis nach Hause abzulaufen.Ganz bis zur Mündung musste es mit 60 ja gewiss noch nicht sein, habe ja hoffentlich noch ein paar Jahre Zeit bis dorthin.
Da ich fast ein ganzes Jahr lang verletzungsbedingt mit dem Laufen aussetzen musste, stand das Projekt im wahrsten Sinne des Wortes, auf unsicheren Beinen. Aber ich wollte es unbedingt machen.Begleitet wurde ich von meinem langjährigen Laufpartner Andreas Lonardoni. Die Route entsprach dem ausgeschilderten Filstalradweg über Bad Dietzenbach, Geislingen, Göppingen und allen anderen Ortschaften welche von der Fils durchflossen werden. Der Start erfolgte um 17 Uhr am Vorabend des Geburtstages. Die kalkulierte Laufzeit lag bei 7 Stunden, sodass wir rechtzeitig um Mitternacht zum datumsmäßigen Abschluss des sechszigsten Lebensjahres Zuhause in Reichenbach ankommen sollten.
Da Ende November, war es von Beginn an dunkel und mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und zu dem Zeitpunkt auch der kälteste Abend in diesem Halbjahr. Da es die Tage davor ausgiebig geregnet hatte war das Flussbett auch durchgehend sehr gut gefüllt. Die ersten Kilometer nach der Quelle zudem extrem matschig und rutschig. Und dann ging es im Prinzip von Ortschaft zu Ortschaft. Mal direkt neben den Verbindungsstraßen, mal etwas weiter abseits am Waldrand. Dank der guten Ausschilderung des Radweges, war die Orientierung auch im dunkeln relativ einfach. Geislingen nach etwas mehr als 20 km, dann Göppingen genau nach der Marathondistanz von 42 Kilometern. Da GP mein Taufort war, ließen wir es uns nicht nehmen die Taufe an einer Tankstelle mit einem Bierchen nochmal zu bestätigen. Bis dahin lagen wir genau im Zeitplan. Weiter ging es dann linksseitig der Fils über Faurndau, Uhingen, Ebersbach in Richtung Reichenbach. Am Ortseingang empfing uns Laufkumpel Jörg Schneider. Da noch 2 Kilometer offen waren wählten wir den Weg über den Otto-Munz-Steg zum Stadion hinaus. Zum Abschluss wollte ich noch die letzten Schritte IN der Fils gehen. Ein Filsler in der Fils. Gesagt – getan. Schuhe aus und rein in den Fluß meines Lebens. Danach drehten wir noch eine Runde durch den Ort, am Rathaus vorbei und zurück. Am Ende standen wir nach exakt 60,0 Kilometern und 4 Minuten vor Mitternacht vor der Haustür.
Der Grund für die Aktion, die Atmosphäre in der Nacht, das Laufen an sich mit den bekannten Schmerzen und dem unbedingten Willen es zu schaffen, erfüllten meinen „Geburtstag“ von der ersten Sekunde an. Es war wie ein Traum den ich mir selbst erfüllen durfte. Dafür bin ich sehr dankbar! Und ohne meinen treuen Wegbegleiter „Loni“ hätte das Mini Abenteuer nur die halbe Magie erzeugt.
Danke auch an alle die mich virtuell begleitet haben und für die zahlreichen Glückwünsche die mir zugeteilt wurden.