Die Walser Trailrunning Challenge – an Tagen wie diesen…
Zitat Die Toten Hosen: „An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit … Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht“
Laufevents gibt es mittlerweile wieder so viele wie Gipfel in den Alpen. Und was gibt´s schöneres als einen Tag Trailrunning in den Alpen? Natürlich zwei Trailrunning-Tage in den Alpen. Die Walser Trail Challenge bietet hierzu ein Rennwochenende voller Herausforderungen auf den schönsten Bergpfaden im Kleinwalsertal und ganz besonders intensive Trailrunning Erfahrungen.
Es gibt zwei Challenges zur Auswahl. Die Challenge Classic mit dem Widderstein Trail (15 km/1.000 hm) am Samstag und dem Walser Trail (29 km/1.700 hm) am Sonntag, oder die Challenge Pro ebenfalls mit dem Widderstein Trail am Samstag und dem Walser Ultra Trail (63 km/4.000 hm) am Sonntag. Am Ende dieses außergewöhnlichen Rennwochenendes stehen der Stolz auf die eigene Leistung und ein Gefühl der Ehrfurcht für die atemberaubende Bergwelt des Kleinwalsertals.
Vom LIWA-LaufTreff waren erneut Andrea Maier, Chrissi Ehnes, Michaela Rahm und Karlheinz Dravec dabei, die schon vor 2 Wochen beim Zugspitze Ultratrail gemeinsam unterwegs waren.
Das Laufen im Zugspitzgebiet war ja schon „wow“, also konnte es ja im Kleinwalsertal nicht viel schlimmer kommen. Die Antwort ist schlicht: Doch, es kann!
Am ersten Tag stand als Auftakt der sogenannte Widderstein Trail, mit 15km und knapp 1.000 hm, auf dem Programm. Die „Kurzstrecke“ führte von Baad aus rund um den Großen Widderstein, dem höchstem Gipfel der Walsertaler Berge. Nach dem kräftezehrenden Aufstieg über den Gemstelpass, die Widdersteinhütte und die Seeköpfe ging es ohne Verschnaufpause direkt und teilweise halsbrecherisch bergab bis zum Ziel in Baad. Schon das war eine ganz andere Welt, wie wir es von den Trainingsläufen auf der Schwäbischen Alb kennen. Kalle lief die Runde in 1:54 Std. und kam als dritter in seiner Altersklasse ins Ziel. Michi benötigte 2:37 Std., Andrea und Chrissi waren gemeinsam nach 3:21 Std. wieder in Baad. Das war schon ganz schön anstrengend und doch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was am zweiten Tag zu erwarten war.
Am zweiten Tag standen mit dem Walser Ultra Trail (63 Km., 4.000 Hm) oder dem Walser Classic Trail (29 km, 1.700 hm) ohne Zweifel, zwei der anspruchsvollsten Trailrunning Rennen im deutschsprachigen Alpenraum auf dem Programm.
Bereits um 6 Uhr morgens machte sich Kalle mit weiteren 150 Ultraläufern auf den Weg zu einem extrem spannenden Trail-Abenteuer rund um das Kleinwalsertal. Was folgte war ein Tag voller visueller Eindrücke und Emotionen auf einer spektakulären Strecke, gesäumt von alpinen Bergpfaden die permanent die gesamte Ausdauer, Kraft und Aufmerksamkeit fordern. Die wohl unter Wanderern bekanntesten Streckenabschnitte und Wegpunkte waren das sogenannten Gottesacker-Plateau, Hoher Ifen, Walmendinger Horn, Ochsenhofer Scharte, Grünhorn, Widderstein Hütte, Mindelheimer Hütte und zum Schluss noch der nicht enden wollende Aufstieg zum Fiderepass. Es war alles dabei, von idyllischen Bächen und Wasserfällen, über urwaldhafte Vegetationen, bizarre Steinlandschaften, mit Stahlseilen gesicherten Kletterpassagen, tiefe Wasserrillen, extrem steile, verwurzelte und mit losem Geröll gesäumte Auf- und Abstieg und schmale Bergrückenpfade auf welchem man den Blick lieber nicht zur steil abfallenden Seite wenden wollte. Ist das überhaupt laufbar und kann man das in solch einem Gelände überhaupt noch „Running“ nennen? Natürlich wird hier nicht alles durchgelaufen. Der durchschnittliche Trailrunner benötigt jedoch maximal ein Drittel der Zeit, die an den Wegweisern als Laufzeiten für Wanderer angegeben sind. Und nach einem kräftezehrenden Aufstieg gönnt man sich nur zu gerne eine kurze Verschnaufpause und genießt dabei die atemberaubende Aussicht auf die Panoramen der Bergwelt.
Nach 35 km und 2.300 hm in den Beinen geht die Ultra-Strecke in den Classic Trail, der kleinen Schwester des Ultras, über. Doch kleine Schwestern können auch ganz schön wild sein. Das war die Stecke für die LIWA-Trailrunning Damen Andrea, Chrissi und Michi. Dieser wurde um 11:00 Uhr wieder in Baad gestartet. Kalle passierte den Punkt nach 6:15 Stunden seiner Laufzeit, also gut 1:15 Std. nachdem die anderen gestartet waren.
Und gleich ging es wieder direkte und humorlose 1.000 Höhenmeter am Stück bergauf in Richtung Widderstein. Es folgten leicht wellige, technisch anspruchsvolle Abschnitte an der Mindelheimer Hütte vorbei bis zum Fiderepass. Wer kennt das Ding? Brutal! Zur körperlichen Anstrengung kommt spätestens an diesem Punkt auch die mentale Herausforderung. Wenn man irgendwann mal oben an der Scharte angekommen ist, geht’s erstmal über ein langes loses Geröllfeld hinab zur Fiderepass Hütte. Dort ist der letzte Verpflegungspunkt aufgebaut und Kalle schloss auf Andrea und Chrissi auf.
Ab hier waren es noch 10km, eigentlich bergab. Eigentlich! Wenn dir ein einheimischer Streckenposten zuruft „hey, es ist nicht mehr weit, gleich hast du es geschafft, es geht nur noch auf einfachen Trails leicht wellig bergab“ dann heißt das übersetzt: „hey, ich hoffe du hast noch ausreichend Kraft und Körner um die nächsten 1,5 Stunden auf dem extrem verwilderten Downhill, gespickt mit noch ein paar knackigen Steigungen zu überleben. Ich wünsche dir alles Gute!“
Da ist man den ganzen Tag irgendwie nur bergauf gelaufen, dann muss es doch irgendwann mal nur hinunter gehen. Ging´s dann auch, aber eben wieder soweit runter, dass man den letzten Kilometer doch wieder bergauf laufen musste.
Kalle lief nach ziemlich genau 12 Stunden im Ziel ein. In der Gesamtwertung der Walser Challenge Pro belegte er damit mit einer Gesamtzeit von 13:57 Std. den 15. Platz und war dabei der Älteste unter allen Finishern.
Michi lief den Widderstein Trail in 6:20 Std. und errichte mit einer Gesamtzeit von 8:57 Std. den 32. Platz in der Damenwertung der Classic Challenge. Andrea und Chrissi liefen auch hier die komplette Strecke gemeinsam, kamen nach 7:35 Std. im Ziel an und belegten mit 10:56 Std. die Ränge 39. und 40. in der Gesamtwertung beider Tage zusammen.
Fazit Andrea: „Zeitweise stand die Überlegung im Raum, den Joker zu ziehen und sich dank der ADAC Goldcard vom Heli runter holen zu lassen. Irgendwann ist die Birne leer, sich über 7 Stunden lang auf jeden Schritt zu konzentrieren bringt einen an die mentalen Grenzen. Es war meine bisher härteste Erfahrung – hätte ich geahnt was mich erwartet, hätte ich den Lauf vermutlich nie gemacht. Und trotzdem ist es nun wirklich geschafft und es macht mich stolz ein Teil dieser beiden Tage in Folge gewesen zu sein.“
Fazit Michaela: „Es war beeindruckend, atemberaubend, zum kotzen anstrengend, anspruchsvoll, sehr emotional und irgendwie super geil. Ich habe in diesen Stunden alle möglichen Emotionen durchlebt … von wow, über wütend, zu heulend in den Sitzstreik treten. Aber ich bin mega Stolz dieses Ding bezwungen zu haben und auf zwei Beinen im Ziel angekommen zu sein. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es kaum nachvollziehen“
Damit ist alles gesagt. Nächstes Wochenende geht´s dann mit voller LIWA-LaufTreff Mannschaftsstärke direkt ins nächste Trailrunning Abenteuer, zum Allgäu Panorama Marathon nach Sonthofen. Wir werden berichten.